Visionen

2 x 2 Meter

2×2 Meter war Teil der Ausstellung HEREINPLATZIERT, HERAUSGESTELLT 2025 vom ZIMMERMANNHAUS BRUGG. 2×2 Meter befindet sich im Garten des Zimmermannhaus und steht für die Auseinandersetzung mit vielen Themen unserer Gesellschaft – ein kleiner Platz, der über die Kunst hinausgeht und lokal verankert auf gemeinschaftliches, auf die Kommunikation mit «others or more than human beings» und dem Ort selbst setzt.

2×2 Meter ist für die Zeit der Ausstellung von Anfang Mai 2025 und bis auf Weiteres ein Ort, an dem wir mit der Künstlerin Viviana González Méndez dem Verbunden sein zu jedem Insekt, jeder Pflanze, den Steinen, den Mikroben etc., der Erde auf der stehen, laufen oder liegen wieder näher kommen. Wir werden uns Zeit nehmen, zu beobachten, zu bepflanzen und mit dem, was uns dort erscheint kommunizieren. 

Wir haben im Mai das Gras mit den Händen angehoben und die Hände in die Erde gesteckt. Zuvor haben wir die Erde in einer kleinen Zeremonie um Erlaubnis gebeten. Der Stadtgärtner hatte Erde gebracht, die Blütensamen die auf unseren heimischen Wiesen kaum mehr vorhanden sind, wurden an der Vernissage von HERAUSGESTELLT von vielen Besuchern in diese Erde gesteckt. Das Wetter, die Erdqualität oder die Art der Aussaat bewirkten, dass der Wachstumsprozess sehr langsam voranging.

Wir gingen mit dem Wachstum der Pflanzen von der Oberfläche ins Innere, wir folgten dem Weg der Wurzeln. Wir haben die verschiedenen Texturen und die unterschiedliche Körnung des Bodens wahrgenommen, auch die Weichheit oder Härte der Erdschichten und Steine. Der Geruch der frisch geöffneten Erde vor oder nach dem Regen ist in unsere Körper eingedrungen. Es hat diesen Sommer viel geregnet und es war immer wieder sehr heiss. Viele von diesen Erfahrungen haben wir in visuellen, wie auch akustischen Bildern festgehalten. Auf diese Weise versuchen wir, die Besucher einzubeziehen und ihnen das Gefühl zu geben, Teil dieses intimen Gesprächs mit einem lebendigen und sich ständig verändernden Raumes zu sein.

Wir dürfen diesen Teil im Garten des Zimmermannhaus noch länger beobachten, und werden unsere Erfahrungen auch weiterhin dokumentieren. Ab März 2026 werden wir andere, weitere Pflanzenarten dort aussäen, mit Leuten ins Gespräch kommen, dazulernen. Auch unser Skizzenbuch werden wir weiter fortführen.

Seit Mai 2025 haben wir gefilmt, fotografiert, skizziert, dokumentiert und  kartographiert

HIER DIE ZUSAMMENFASSUNG

  • die gebrachte Erde wirkt nicht gesund, sie wirkt grau, hart und steinig,  sie stammt von Amsler, Schinznach Dorf
  • am 3.5.2025 haben wir folgende Samen gesät:

Achillea millefolium / Agrostemma githago / Anthemis arvensis / Anthemis tinctoria / Capsella bursa-pastoris / Centaurea cyannus / Echium vulgare / Malva sylvestris / Nigella arvensis / Reseda lutea / Silene noctiflora / aus der Luft und vom Boden kamen noch einige mehr

  • was gewachsen ist:Trifolium pratense / Euphorbia maculata / Achillea nobilis / Malva pusilla / Tropaeolum majus

    Hesperis matronalis / Veronica agrestis / Oxalis acetosella / Lipandra polysperma / Ambrosia artemisiifolia / Reseda lutea / Plantago lanceolata / Euphorbia helioscopia / Cota tinctoria / Ajuga reptans

  • Wir wissen zu wenig – etwas zu säen und dann zu beobachten, ohne zu wissen, was hier passiert ist ein interessantes unterfangen.
  • Salat und Kräuter hatten wir anfangs geplant und aufgrund der als Hundeklo benutzten Wiese, nicht gepflanzt
  • Anfangs wächst fast nichts auf der Erde, kleine Tiere bewegen sich darauf.
  • Die Pflanzen wachsen langsam 
  • Vielleicht hat der Hagel alles zerstört? aber der Hagel hatte nur einige der ersten Triebe beschädigt.
  • Für uns war klar, es soll kein Ereignis und kein Spektakel sein – ein ruhiger Prozess, der zum Nachdenken, Beobachten und Lernen und Kommunizieren anregt  Die Beobachtung erfordert Zeiten und Formate, die sich von unseren herkömmlichen künstlerischen Prozessen unterscheidet. Wie lässt sich die Zeit des Wachstums nicht-menschlicher Wesen in die kurze Zeit einer Kunstausstellung bringen?
  • Hier ist Holz für ein kleines Feuer oder für die Insekten.
  • Es wächst ein Ackersenf – den mögen die Wildbienen, es gibt ein kleines Wildbienennest und viele Ameisen, Spinnen, ein Marienkäfer.
  • Am besten wächst der weisse Gänsefuss – in Mitteleuropa als landwirtschaftliches Unkraut betrachtet, im Himalaya isst man ihn wie Spinat, er ist hier Nahrungspflanze für zahlreiche Schmetterlinge und Raupen.
  • Zwei Braunellen stehen am Rand (es gibt auch eine Vogelart, die so heisst) Blätter und Blüten sind essbar, sie sind entzündungslindernd und stärken das Immunsystem.
  • Ein Mann stapfte über das Beet, es gab zwei grosse Schuhabdrücke – dort hinein haben wir Wildbienensamenkugeln und tiefschwarzen Humus getan.