Ausland

Rom, IT
Aufenthalt in der Atelierwohnung vom Amt für Kultur St. Gallen
August bis Oktober 2012

Am 3. August 2012 kommen wir bei 38,5° C in Rom an. Ausser einigen Unermüdlichen sind fast alle Geschäfte geschlossen, es fahren kaum Autos durch die Gegend, alle Parkplätze sind frei. Das Ganze wirkt wie in einem Ausnahmezustand. Wir kommen mit einer strukturierten Agenda, die weiss was wir in Rom alles erreichen wollen, doch die Hitze lähmt und es ist kaum möglich irgendetwas zu erschaffen. Das Vorhaben mitgebrachte Ideen sofort zu realisieren schmilzt dahin. Was bleibt ist entweder eine klimatisierte Fahrt mit dem Auto durch das menschenleere Rom – einige Touristen kriechen langsam von der einen Strassenseite zur andern – oder der von römischen Familien überfüllte Strand und das mit Sonnencreme überzogene, lauwarme Meer. Der August galt also dem „dolce far niente“. Gezwungenermassen.

Vielleicht war dieser Abschnitt jedoch genauso wichtig wie die Späteren, vielleicht war diese Zeit dazu da, sich einzuleben, von geschäftigen Schweizerinnen zu genüsslichen Italienerinnen zu werden. Den besten Cappuccino und die beste Pizza San Lorenzos ausfindig zu machen, durch leere, für Rom unüblich verkehrsfreie Strassen zu fahren und die Stadt kennenlernen, Ausflüge ans Meer zu unternehmen, Zeit zu haben und sich von dem Alltagstrott zu lösen, Energie zu tanken, die Hitze des Südens aufzunehmen. In der heissen Jahreszeit ist es äusserst angenehm die zahlreichen, klimatisieren Museen zu besuchen…

Eintauchen in die Zeit der Etrusker, in die von Cäsar, in die unglaubliche Vielfalt der Renaissance, des Barocks und der Moderne. Grossartig ist das Deckengemälde von Pietro da Cortona im Palazzo Barberini, das Entrée und das Gemälde „Il Pranzo“ von Anderson im Museo Nazionale d’Arte Moderna, die Sicht vom Parco Borghese auf die Piazza del Popolo und unglaublich fasziniert der bizarre Säulengang von Francesco Borromini im Pallazzo Spada, etc. etc. etc. Rom bietet ein grossartiges Angebot an Kunst und Kultur. Egal wo man sich in dieser Stadt gerade befindet, immer gibt es irgendwo in der Nähe ein Monument, ein Gebäude, ein Gemäuer, das eine Geschichte erzählt. Selbst San Lorenzo, ein touristisch eher uninteressanter Stadtteil, beherbergt wohl einen der schönsten und sehenswertesten Friedhöfe Italiens «Il Cimiterio del Verano».

Nach zwei Monaten fühlen wir uns nicht mehr fremd, haben uns an den Lebensstil der Römer gewöhnt und geniessen Zeit, Schlaf, Essen, die Menschen und die Stadt, die von Tag zu Tag mehr und mehr zu leben anfängt. Der Verkehr wird reich und immer reicher, die Läden sind offen, es wird geplaudert und gelacht und gestritten und es ist immer noch sehr schön warm. Dieses Gemeinschaftliche der Römer fällt auf, der Gemüse- und Obsthändler der wirklich freundlich ist – ganz glücklich und freundlich, die Damen beim Cappuccino am Vormittag, die sich trotz ziemlich fragilem Ankleidestil und einigen Kilos zuviel auf den Hüften «Ciao Bella» zurufen….amiamo Italia, amiamo Roma!

Nach der Hitzeperiode kam die Zeit der Arbeit. Es war als käme alles, der stille August, die leergefegten Strassen, die Hitze, der Kaffee, all diese gesammelten Impressionen nun zum Ausdruck und es schien als wird die Zeit zu knapp all dies auch umzusetzen. Es entstehen malerische Werke, die nur in Rom entstehen konnten. Die Stadt, die Zeit und unsere Erlebnisse dort haben unsere gemeinsame künstlerische Arbeit merklich beeinflusst.

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