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Werden Sein Vergehen

Nickelkette verknüpft, Holzrahmen, 330 x 300 cm, Jedlitschka Gallery 2020

Für unser zeitliches Empfinden ist der Zyklus von Werden Sein und Vergehen in einem Spinnennetz von sehr kurzer Dauer, genauer gesagt einen Sommer lang. Die Natur setzt diesen Zyklus als obersten Grundsatz voraus, die Zeit spielt ihr dabei keine Rolle. Schwierigkeiten damit, scheint nur der Mensch der zivilisierten Welt zu haben. „Zurück zur Natur!“ brüllt er, jettet einmal um die Welt, macht Pilates und isst das ganze Jahr Bananen.

Müller Tauscher versinnbildlichen in ihrer installativen Arbeit die Fragilität unserer Existenz und begegnen der Furcht vor Vergänglichkeit. Wie Webspinnen verknüpfen sie in ihrem „Netz“ das zwiespältige Verhältnis unseres ephemeren Lifestyles mit den Sehnsüchten nach Raum und Zeit und der Leichtigkeit des Seins. Werden Sein Vergehen? Darwin versus Bibel. Yuval Harari versus Koran. Mutter Erde versus digitale Zivilisation. Ich denke also bin ich ein Knie. Welt der Waren und der Mensch als Narr in der Natur. Higgs! Cheers and rest in peace!

Die Länge der Zeitachse unseres Daseins ist unbekannt. Möglicherweise beschäftigen wir uns deshalb, auch wenn wir in einer hoch technologisierten Gesellschaft stecken, in der religiöse Ansichten und Überzeugungen in den Hintergrund treten, gezwungenermassen mit den Themen Vergänglichkeit und Unendlichkeit, Sündenfall und Erkenntnis, sowie der Neigung zum Guten und zum Bösen und deren Konsequenz. Wissen ersetzt ja neuerdings Weisheit und Technologie die Kultur. «Werden Sein Vergehen» ist Müller Tauschers Hommage an Mutter Natur. Eine stille, filigrane Arbeit, die nicht nach Aufmerksamkeit schreit, sondern versteckt und gut getarnt bleibt – gleich der Strategie der Spinne…